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Lkw-Fahrermangel in der Logistik: Gründe & Lösungsansätze

Der Mangel an Fahrpersonal gehört seit Langem zu den größten Herausforderungen der Logistikbranche. Laut Studien fehlten 2023 mindestens 70.000 Lkw-Fahrer:innen, allein in Deutschland. Tendenz steigend. Im Vorjahr lag die Zahl noch bei 53.000. Für Verlader und Spediteure aus Industrie und Handel ist es höchste Zeit zu handeln.

Akuter Lkw-Fahrermangel hemmt Wachstumspotenziale der Logistikbranche

Steigende Kosten und immenser Zeitdruck in einem sehr volatilen Markt, damit kämpft die Logistikbranche. „Die Transportpreise müssten eigentlich steigen, damit die Fahrer angemessener bezahlt werden können. Aber der Wettbewerbsdruck lässt das kaum zu, was auf keine großen Sprünge bei den Personalkosten hoffen lässt und damit die Nachwuchssorgen noch vergrößert“, prognostiziert Gunnar Gburek, Sprecher von Timocom. Deren Marktplatz für den Straßengüterverkehr zeigt mit dem Transportbarometer für verschiedene Relationen das aktuelle Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage am europäischen Frachtmarkt.

Drohender Versorgungskollaps durch Fachkräftemangel in der Logistikbranche

Einer hohen Nachfrage nach Laderaum steht ein geringes Angebot gegenüber. Die fehlenden Berufskraftfahrer verschärfen das Problem. Dieser Fachkräftemangel ist ein Hemmschuh für zukünftiges Wirtschaftswachstum.

„Wir müssen gegensteuern, sonst werden wir Verhältnisse wie in Großbritannien haben“, warnte Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, bei einer Anhörung im Mai im Bundestag. Nicht nur Supermarktketten könnten künftig noch stärker vom Lkw-Fahrermangel in der Logistikbranche bedroht sein. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich auch bei Konsumgütern wie Bekleidung, Textilien, Möbeln oder Elektroerzeugnissen ab, die fast immer von Lkw-Fahrern transportiert werden. Hier kam es bereits 2018 zu Engpässen mit Lieferverzögerungen, weil die benötigten Laderaumkapazitäten nicht am Markt verfügbar waren. Diese Situation hat sich weiter verschärft und wird sich in den nächsten Jahren noch weiter zuspitzen, denn der Fahrermangel ist ein ungelöstes Problem.

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Fahrermangel legt Lkw-Flotten lahm | transport logistic

Gründe für den Fahrermangel in der Logistik

Laut einer Konsortialstudie zu Kapazitätsengpässen in der Logistik mit Schwerpunkt Fahrpersonal kostet der Fahrermangel die deutsche Wirtschaft jährlich zehn Milliarden Euro. 2023 fehlten auf Basis aktueller Statistiken bereits 70.000 Berufskraftfahrer. Nach den Prognosen nimmt der Mangel jährlich um 20.000 fehlende Fahrer zu. Die Studie deckt 40 Ursachen für den um sich greifenden Fahrermangel auf.

Ursachen für Engpässe bei Laderaum und Fahrpersonal:

  • Der Beruf hat ein schlechtes Image. Berufskraftfahrer bemängeln häufig das Ansehen, die Bezahlung und die Wertschätzung.
  • Im Arbeitsumfeld zählen vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Ausbildungskosten oder das Betriebsklima zu den Gründen für den zunehmenden Fahrermangel.
  • Bei den Arbeitsbedingungen wirkt sich besonders der Umgang mit Menschen, hoher Leistungsdruck oder mangelnde Sicherheit negativ aus.
  • In den Logistikketten verschärfen beispielsweise zu eng getaktete Lieferanforderungen oder eine ineffiziente Laderaumauslastung den Mangel.
  • Infrastrukturprobleme führen zu Staus durch Baustellen und die Fahrer leiden unter dem eklatanten Mangel an Parkplätzen.
  • Schwankende Laderaumnachfrage verschärft die Knappheit je nach Wirtschaftsentwicklung, Saison oder allgemeinem Trend zu kleineren Sendungsgrößen.
  • Kapazitätsengpässe entstehen durch Wartezeiten für neue Fahrzeuge oder höhere Kosten für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben.

Alternative Transportwege an der Leistungsgrenze

Die Schwerindustrie ist weniger betroffen. Knappe Kapazitäten bei Fahrpersonal und Laderaum wirken sich bei Güterarten wie Eisen, Metallen oder Brennstoffen, die traditionell per Bahn befördert werden, weniger aus. Trotzdem stößt auch der Schienenverkehr schnell an seine Grenzen.

Für 2022 weist das Statistische Bundesamt eine Beförderungsleistung der Bahn von knapp 135 Milliarden Tonnenkilometern aus, während der Straßengüterverkehr mit gerundet 505 Milliarden Tonnenkilometern mehr als dreimal so viel leistet. Trotz Corona-Krise und Ukraine-Krieg wuchs der Schienengüterverkehr nach Angaben der SCI Verkehr GmbH um 0,6 Prozent pro Jahr. Bis 2027 soll er nach den Berechnungen der Studie „The European rail freight transport market 2023“ um durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr weiter zulegen. Trotzdem sitzen die Logistiker in der Klemme, denn auf vielen Strecken gibt es kaum Alternativen zum Lkw. Dieser übernahm laut Statistischen Bundesamt 2020 mit 74,4 Prozent den Löwenanteil der Transportleistung, Tendenz steigend. Die Verkehrsträger Schiene (18,7 Prozent) und Binnenschiff (7,1 Prozent) sind im Modal Split bisher zu schwach vertreten.

Chancen & Lösungsansätze für den Fahrermangel in der Logistikbranche

Wie die Logistikbranche die Kehrtwende schaffen kann, diskutiert die Logistikbranche im Rahmen der transport logistic vom 2. bis 5. Juni 2025 in München. Lkw-Fahrermangel und Laderaumknappheit werden erneut Thema in vielen Foren des umfangreichen Konferenzprogramms der Messe sein, die Vorträge sind für Besucher kostenfrei.