Nach einer Umsatz-Delle erholt sich der konstant boomende Online-Handel. 2023 stieg der E-Commerce-Umsatz auf 85,4 Milliarden Euro und das allein im B2C-Bereich. Wie begegnet die Logistik den steigenden Mengen? Neben Logistikkonzepten für die letzte Meile zum Empfänger, die dem rasant zunehmenden Lieferverkehr begegnen, zählt vor allem das optimale Zusammenspiel von Hard- und Software zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren im E-Commerce.
E-Commerce, kurz für Electronic Commerce, beschreibt den Kauf und Verkauf von Waren im Internet. Je nachdem, wer mit wem handelt: B2C oder D2C geht die Ware direkt an Verbraucherinnen und Verbraucher oder im B2B-Geschäft über einen Zwischenhändler. Das jüngste Marktsegment C2C – der Handel zwischen Privatpersonen - ist stark im Kommen. Zu den bekanntesten Plattformen gehören Marktplätze wie eBay, etsy oder Onlineportale für Dienstleistungen wie Airbnb.
Handel und Logistik gehören beide zur Familie der Dienstleistungen. Die Verwandtschaft ist unbestritten. Einige Handelskonzerne nehmen sogar für sich in Anspruch, im Kern Logistikdienstleister zu sein. Besonders nachvollziehbar ist diese Sichtweise aus der Perspektive des E-Commerce. Hier wird der Umsatz mit typischen Logistikleistungen generiert.
Zu den Logistikleistungen gehören vor allem:
Eine hochkomplexe Logistiksoftware steuert die damit verbundenen, teils hochautomatisierten Prozesse.
Abgesehen vom World Wide Web ist die Logistik ein wesentlicher Erfolgsfaktor im E-Commerce, wenn nicht der wichtigste Enabler. Je nach Prozess braucht es die passende Hardware, wie:
Daneben spielt Software eine wesentliche Rolle, die zum Teil bereits KI-gestützt die Prozesse im Lager (WMS) und Transport (TMS) steuert. Idealerweise greifen Lösungen für die folgenden Arbeitsbereiche ineinander:
Die schnellen Abläufe im E-Commerce erfüllen die steigenden Ansprüche der Endverbraucher an den Lieferprozess. Das erfordert einen ungehinderten Zugriff auf Daten und einen ununterbrochenen Informationsfluss. Mit der richtigen Software lassen sich Lagerstrategien umsetzen, die Wege der Kommissionierer optimal planen oder die passenden KEP-Dienstleister auswählen und Prozesse automatisieren. Das alles steigert die Effizienz.
Die internen Abläufe zwischen Wareneingang und -ausgang lassen sich heute bereits hervorragend planen. Die Unwägbarkeiten beginnen mit der Übergabe an den Paketdienstleister. Bei stetig steigender Nachfrage steht der E-Commerce vor Herausforderungen wie:
Primär sind das die Probleme der Versanddienstleister und angebundenen Transportunternehmern. Allerdings wirken sich diese bei den Verladern in Form von Preiserhöhungen auf die wettbewerbsrelevanten Versandkosten aus.
Lieferungen per Drohne oder autonome Fahrzeuge sind in der Breite noch Zukunftsmusik. Umso interessanter sind die Lösungsansätze, mit denen KEP-Dienstleister den Herausforderungen auf der letzten Meile begegnen können. Die Elektromobilität spielt dabei schon heute eine zentrale Rolle, denn sie kann das Problem der lokalen Schadstoff- und Lärmemissionen entschärfen.
Einer der Vorreiter auf diesem Gebiet ist das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML. Ende September 2024 hat es mit dem »Handbuch Geräuscharme Logistik« erstmals belastbare Daten für eine Verlagerung in verkehrsarme Tageszeiten durch den Einsatz alternativer Antriebe vorgelegt und dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen übergeben.
Zu den besonders leisen Antriebstechnologien gehören etwa Elektromotoren. Sie eröffnen völlig neue Perspektiven für den E-Commerce, etwa die nächtliche Zustellung in der Stadt. Transporter könnten nachts zentrale Mikro-Hubs beliefern, die als Ausgangspunkt für die Zustellung z.B. per Lastenrad dienen.
Welche konkreten Projekte für Lieferkonzepte Unternehmen bereits testen, können Sie in unserem Fachbeitrag „Nachhaltige urbane Logistik: Konzepte gegen den urbanen Kollaps“ nachlesen.
Kunden können heute live verfolgen, wie die Sendung sich dem Zielort nähert. Sensoren überwachen, verfolgen und sichern die Fracht auf dem Transportweg, vor allem wenn es um teure Ware oder empfindliche Lebens- oder Arzneimittel geht. Intelligente und integrierte Lösungen helfen allen Partnern der Lieferkette, ihre vorhandenen Kapazitäten optimal auszulasten. Das ist die Grundlage für E-Commerce-Lösungen, bei denen Hardware und Software ineinandergreifen und vor allem die knappe Ressource Mensch optimal einsetzen.