Der Mangel an Fahrpersonal gehört seit Langem zu den größten Herausforderungen der Logistikbranche. Laut Studien fehlen mindestens 70.000 Lkw-Fahrer, allein in Deutschland. Tendenz steigend. Verlader und Spediteure aus Industrie und Handel müssen handeln.
Der akute Mangel an Lkw-Fahrern stellt eine erhebliche Barriere für die Wachstumspotenziale der Logistikbranche dar. Dieser Engpass führt nicht nur zu steigenden Kosten und einem immensen Zeitdruck in einem bereits volatilen Markt, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Effizienz und Kapazität des Straßengüterverkehrs.
Gunnar Gburek, Sprecher von Timocom, verdeutlicht die prekäre Lage: „Die Transportpreise müssten eigentlich steigen, damit die Fahrer angemessener bezahlt werden können. Aber der Wettbewerbsdruck lässt das kaum zu, was auf keine großen Sprünge bei den Personalkosten hoffen lässt und damit die Nachwuchssorgen noch vergrößert“. Das Transportbarometer von Timocom zeigte im letzten Jahr (2024) einen durchgängig hohen Transportbedarf. Der Marktplatz für Straßengüterverkehr gibt damit Einblick in das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage für verschiedene Relationen auf dem europäischen Frachtmarkt.
Einer hohen Nachfrage nach Laderaum steht ein geringes Angebot gegenüber. Die fehlenden Berufskraftfahrer verschärfen das Problem. Dieser Fachkräftemangel ist ein Hemmschuh für zukünftiges Wirtschaftswachstum.
Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) warnte bereits im Mai 2023 während einer Anhörung im Bundestag eindringlich vor den Folgen des Lkw-Fahrer-Mangels. Nicht nur Supermarktketten könnten künftig vom Lkw-Fahrermangel in der Logistikbranche betroffen sein. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich auch bei Konsumgütern wie Bekleidung, Textilien, Möbeln oder Elektroerzeugnissen ab, die fast immer von Lkw-Fahrern transportiert werden. Bereits 2018 kam es aufgrund von am Markt fehlender Laderaumkapazitäten zu Engpässen mit Lieferverzögerungen. Diese Situation hat sich seither weiter verschärft. Sie wird sich in den nächsten Jahren noch weiter zuspitzen. Der anhaltende Fahrermangel bleibt somit ein ungelöstes und drängendes Problem für die gesamte Logistikbranche.
Die Kapazitätsengpässe beim Fahrpersonal verursachen der deutschen Wirtschaft Kosten. Laut einer Konsortialstudie von drei namhaften Professoren sowie 16 Unternehmen aus der Transport- und Logistikwirtschaft aus dem Jahr 2023 liegen sie bei jährlich zehn Milliarden Euro. Auf Basis verschiedener Statistiken gibt sie eine Lücke von mindestens 70.000 Berufskraftfahrer an und prognostiziert, dass der Mangel mit jedem Jahr um weitere 20.000 Lkw-Fahrer anwachsen wird. Als Ursachen für das weitreichende Problem des Fahrermangels identifizierte die Studie 40 Gründe.
Im Oktober 2024 legte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr eine umfassende Verkehrsprognose 2040 vor. Sie stellt fest: Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, steigt die Verkehrsleistung um rund ein Drittel – von 689 auf 905 Milliarden Tonnenkilometer. Dabei legt der Güterverkehr auf der Schiene am stärksten zu (+35 Prozent), während Transporte per Wasserstraße zurückgehen. Der Lkw bleibt mit einem Plus von 34 Prozent das dominierende Verkehrsmittel.
Durch die Energiewende gab es einen starken Rückgang bei Massen- und Energiegütern wie Kohle, Koks, Mineralölprodukten und Erzen, die bisher vor allem auf Schiene und Wasserstraße transportiert wurden. Trotzdem stoßen auch diese Verkehrsträger durch Personalmangel an Grenzen.
Auf vielen Relationen ist die Schiene oder das Binnenschiff kaum eine Alternative zum Lkw-Transport. Der Bereich legt in vielen Bereichen weiterhin zu. Laut BMDV vor allem Postsendungen (+86 Prozent), Sammelgüter (+56 Prozent) sowie Nahrungs- und Genussmittel (+30 Prozent). Deshalb sitzen Logistiker im Straßengüterverkehr aufgrund des Fahrermangels weiterhin in der Klemme.
Ein Fachforum zum Thema Motivation zeigt auf der transport logistic 2025 wie das Arbeitsumfeld für Fahrerinnen und Fahrer positiv gestaltet werden kann. Forschungsergebnisse fassen konkrete Handlungsansätze zusammen, die der Fluktuation entgegenwirken, die Motivation steigern und den Beruf für Nachwuchskräfte attraktiver machen sollen.
Die Logistikbranche diskutiert vom 2. bis 5. Juni 2025 wie die Logistikbranche die Kehrtwende schaffen kann. Die Messe bietet der Logistikbranche eine Plattform für den Austausch über potenzielle Lösungen für Lkw-Fahrermangel und Laderaumknappheit. Zahlreiche weitere Foren des umfangreichen Konferenzprogramms der Messe werden diese drängenden Themen behandeln. Besucher haben zu diesen Vorträgen mit konkreten Lösungsansätzen zur Bewältigung dieser Herausforderungen kostenfreien Zugang.
Wie viele Lkw-Fahrer fehlen in Deutschland?
2023 waren allein in Deutschland 70.000 Stellen nicht besetzt. Tendenz steigend.
Warum gibt es einen Lkw-Fahrermangel?
Arbeitsbedingungen, Infrastrukturmängel und das schlechte Image sind neben zu geringer Bezahlung immer wieder genannte Gründe für den Fahrermangel.
Welche Probleme haben Lkw-Fahrer?
Hoher Termindruck, unregelmäßige Arbeitszeiten, lange Abwesenheit von zu Hause, körperliche Belastung und viel zu wenig Parkplätze, Rast- und Sanitäreinrichtungen sind teilweise schlecht.
Ist Lkw-Telematik eine Antwort auf den Fahrermangel?
Nein, aber durchgängig digitalisierte Transportketten liefern zeitnahe Informationen. Das kann den Einsatz der Fahrer verbessern.
Was sind die Folgen durch den Lkw-Fahrermangel?
Stockende Lieferketten sind die Folge. Dadurch bleiben die Regale im Handel leer, Produktionsbänder stehen still und Dienstleister müssen improvisieren. Die Folge ist eine geschwächte Wirtschaft.
Was hat das Ende der Wehrpflicht mit dem Lkw-Fahrermangel zu tun?
2011 wurde die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft. Damit entfiel auch die seit 2003 bereits stark eingeschränkte Möglichkeit, den Lkw-Führerschein bei der Bundeswehr zu machen.